Die weltweite Stahlindustrie und ihre Krisen
Bis Ende der 1960er Jahre war die Stahlindustrie überwiegend Ländersache. Die unter anderem durch Überproduktion und daraus resultierende Niedrigpreise hervorgerufenen Stahlkrisen zwischen den Jahren 1960 und 2000 hatten gravierende Auswirkungen auf die bisherigen stahlproduzierenden Nationen wie u.a. Deutschland, Frankreich, Belgien und die USA. Die Stahlproduktion wurde mit den Jahren für immer mehr Nationen zu einem bedeutenden Wirtschaftssektor. Der dadurch wachsende globale Konkurrenzdruck führte unter anderem dazu, dass nationale Unternehmen immer häufiger zu einigen wenigen Global Playern fusionierten, während Kleinbetriebe ihre Produktion stilllegen mussten. Seither ist die Stahlindustrie ein wichtiger Bereich der globalen Wirtschaft.Chinas Stahlindustrie formt den globalen Markt
In den vergangenen 20 Jahren nahm die Rohstahlerzeugung weltweit dabei kontinuierlich zu und konnte sich innerhalb dieses Zeitraums bis zum Jahr 2021 mit einem Rekordwert von circa 1,95 Milliarden Tonnen mehr als verdoppeln; die quantitativ stärksten Erzeuger bewegten sich zunehmend im asiatischen Raum.Auch im Jahr 2020 belegte China im globalen Ranking der größten Rohstahlproduzenten den ersten Platz. In dem genannten Jahr erzeugte das Reich der Mitte rund 1,1 Milliarden Tonnen Rohstahl - eine Menge, die etwa zwei Drittel der globalen Gesamtproduktion entsprach. Innerhalb Chinas ist die Stahlnachfrage tatsächlich jedoch deutlich gesunken, weshalb die chinesische Industrie stattdessen auf staatliche Fördermittel und groß angelegten Stahlexport zu möglichst günstigen Preisen setzt, um das Tief zu überwinden. Die so wiederum verursachte globale Marktübersättigung führt jedoch dazu, dass die Stahlpreise schlussendlich noch tiefer sinken, da das Angebot bedeutend höher ausfällt als die Nachfrage. Daraus folgen in vielen Ländern die Schließung zahlreicher Stahlwerke und nicht selten schwere Krisen in der Industrie.
Um derartige Schwierigkeiten abzuwenden bzw. zu überkommen, versuchen sich viele Global Player daher an der Spezialisierung auf bestimmte Stahlarten oder -qualitäten. Zudem wenden sich auch viele Betriebe intensiver dem verarbeitenden Gewerbe zu, anstatt sich allein auf die Erzeugung des Rohstoffes selbst zu fokussieren.
Die Zukunft des Stahls ist grün
Eine der größten Herausforderungen der modernen Stahlindustrie liegt in der Nachhaltigkeit. Um den eingeführten Richtlinien gerecht zu werden, entwickeln Unternehmen weltweit, wie unter anderem auch die deutsche thyssenkrupp AG, seit Jahren Verfahren zur klimaneutralen bzw. möglichst umweltfreundlichen Gewinnung von Rohstahl. Im Gespräch ist dabei unter anderem die Verwendung von Wasserstoff zur Stahlerstellung. Die größten Stahlmengen werden in Deutschland derweil im sogenannten Sauerstoffblasverfahren erzeugt. Im Jahr 2020 belief sich die Höhe der Erzeugnisse auf rund 24,1 Millionen Tonnen Stahl.Da der Rohstoff Stahl sehr gut wiederzuverwerten ist, spielt zudem das Recycling von Stahlschrott eine wichtige Rolle auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Stahlindustrie. Viele Länder importieren das Material mittlerweile im großen Stil für die Weiterverarbeitung im eigenen Land; Spitzenreiter war im Jahr 2020 die Türkei mit einer Importmenge von rund 22,4 Millionen Tonnen Stahlschrott.