Europäischer Kolonialbesitz in Afrikas 1870 und 1900

1870 kontrollierten die europäischen Kolonialmächte etwa zehn Prozent des afrikanischen Kontinents. Rund 30 Jahren später waren ca. 90 Prozent des Territoriums Afrikas als europäischer Kolonialbesitz aufgeteilt.

Afrika vor 1870

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts beschränkte sich die europäische Fremdherrschaft über Afrika auf einige wenige Küstenstreifen und die Kapkolonie im heutigen Südafrika. In den folgenden Jahrzehnten steigerte die national aufgeheizte Stimmung in den europäischen Ländern die Rivalität um Kolonialbesitz und Afrika rückte zunehmend in den Fokus imperialistischer Bestrebungen.

Die Berliner "Kongo-Konferenz"

Vom 15. November 1884 bis zum 26. Februar 1885 trafen sich in Berlin die Vertreter der 14 großen Kolonialmächte der Zeit: Sie versammelten sich auf Einladung des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck, um die Einflusssphären auf dem afrikanischen Kontinent zu regeln. Die sogenannte "Kongo-Konferenz" löste einen Wettlauf um Kolonialbesitz in Afrika aus, den der Historiker Jürgen Osterhammel als "einen einzigartigen Vorgang der zeitlich konzentrierten Enteignung eines Kontinents" bezeichnete. Bis 1914 waren schließlich alle Gebiete Afrikas – mit den Ausnahmen Liberia und Äthiopien – unter europäischer Kontrolle.